Den Menschen als Ganzes sehen

Karin Kart ist nicht nur Krankenschwester, sondern führt auch eine Naturheilpraxis in der Weißenburger Straße.

Nachdem Karin Kart ihrem Gast einen Stuhl und ein Glas Wasser angeboten hat, schaut sie einen an. In Bruchteilen von Sekunden nimmt sie Kleinigkeiten wahr. Meist verrät ihr schon dieser erste Blick einiges darüber, weshalb ihr Gast zu ihr gekommen ist, in die kleinen Praxisräume im Erdgeschoss der Weißenburger Straße 52.

2015 eröffnete sie die Praxis, es war auch die Verwirklichung eines kleinen Traums. Da hatte sie bereits mehrere Ausbil­dungen absolviert und über zwanzig Jahre praktisch gear­beitet. Sie ist seit 1993 examinierte Krankenschwester, zu­dem Heilpraktikerin und sogar »Master of Hypnose«. Drei Jahre lang machte sie außerdem eine Ausbildung in Ho­möpathie. Viele Jahre war sie als Krankenschwester in Krankenhäusern und für Pflegedienste tätig. Die Summe dieses Wissens kommt ihr nun in ihrer Praxis zugute. Wobei dies nur ein Teil ihrer Arbeit ist: Vormittags ist sie immer noch als selbständige Krankenschwester unter­wegs. Die Patienten, die sie zu Hause besucht, sind meist gebrechlich, auf Hilfe angewiesen, manche sind dement. Vor allem aber sind sie oft allein.

Bei ihrer Arbeit verbinden und ergänzen sich Kenntnisse der Schulmedizin mit denen der Naturheilkunde. Letztere ist keine Quacksalberei, sondern beruht schlicht auf jahr­hundertealtem Wissen um die Wirkung natürlicher Stoffe wie Kräuter. Dabei gehört Karin Kart keineswegs zu jenen, die Schulmedizin rundweg ablehnen. Aber oft können eben Naturheilmittel auch die Behandlung unterstützen, Leiden lindern oder sogar heilen. »Manche meiner Patien­ten haben bis zu zwanzig Pillen pro Tag geschluckt, die der Arzt verordnet hatte. Die Nebenwirkungen zogen dann weitere Medikamente nach sich.« Sie ärgert, dass viele Ärzte Diagnosen treffen und Medikamente verschreiben, ohne sich die Patienten genau anzuschauen oder ihnen zuzuhören. Dass der Blick oft eher auf Laborwerte gerich­tet ist statt auf den Menschen. Sie ist stolz, wenn sich durch ihre Naturheilmittel der Zustand ihrer Patienten so weit verbessert, dass sie dann manches Medikament ab­setzen können – einige kamen dann sogar ganz ohne Me­dikamente aus. Vor allem aber, sagt sie, brauchen die Pati­enten Zuwendung, Einfühlung, Aufmerksamkeit. Dafür nimmt sie sich die Zeit.

Ebenso wie für diejenigen, die mit unterschiedlichsten Be­schwerden in ihre Praxis kommen und sich ihr anvertrau­en. Ein ausführliches Vorgespräch gehört zu einer Behand­lung, ebenso wie umfangreiche Fragebögen zu Vorge­schichte, Lebensumständen und anderen individuellen Faktoren.

Karin Kart strahlt Wärme, Energie, Vitalität aus. Sie ist es gewohnt, auf eigenen Füßen zu stehen, selbständig zu sein. Einiges dürfte in ihrer bewegten Biografie begründet liegen. Sie ist in der DDR aufgewachsen. Sie verstand sich nicht mit ihrer Mutter, die eher auf Vorteil und Materielles bedacht war, und nabelte sich früh von zu Hause ab. Sie ab­solvierte eine Ausbildung zur Röntgenassistentin, wurde aber zur Prüfung nicht zugelassen und exmatrikuliert, weil sie einen Ausreiseantrag gestellt hatte. Ein Jahr lang war sie als politische Inhaftierte im berüchtigten DDR­-Frauen­gefängnis Hoheneck, bevor sie endlich vom Westen »frei­ gekauft« wurde und ausreisen konnte.

In Westberlin baute sie sich eine neue Existenz auf, lebte in Spandau. Arbeitete als Krankenschwester, zog dabei drei Kinder groß, bildete sich ständig fort. 2003 machte sie sich als private Schwester selbständig und eröffnete schließlich vor drei Jahren ihre Naturheilpraxis in der Weißenburger.

Hier bietet sie nicht nur Therapien und Beratung bei Schmerzen Gefäßproblemen, Burn­-Out, Entwöhnung oder Stressbewältigung an. Qualifiziert ist sie auch für diverse kosmetisch­ästhetische Behandlungen des Gesichts bzw. des Körpers, wie Unterspritzungen, Fadenlifting oder Plas­ma-­Leaser. Denn auch solche Behandlungen können das subjektive Wohlbefinden steigern. Es geht darum, den Menschen als Ganzes zu sehen.

Besonders am Herzen liegt ihr deshalb auch die Hypnose, in der sie auch geschult ist. Karin Kart weiß, dass viele die­ser Methode skeptisch gegenüberstehen oder Angst ha­ben, weil es fremde Materie für sie ist. »Aber gerade bei De­pressionen oder Problemen aus der Vergangenheit, die den Menschen krank machen, oder bei Ängsten und Angststörungen kann man sehr gut damit helfen und hei­len – auch ohne belastende Antidepressiva oder andere Medikamente.«

Auf ihrem Praxis-­Logo ist Isis zu sehen: in der Mythologie eine Göttin mit magischen Fähigkeiten. »Isis meistert jede Situation, mag sie zuerst noch so hoffnungslos erschei­nen. Das macht sie zur Identifikationsfigur und Hoff­nungsträgerin der Menschen und ist vielleicht auch das Geheimnis ihres Erfolgs«, schreibt Karin Kart auf ihrer Website.

Naturheilpraxis Karin Kart, Weißenburger Straße 52, Tel. 54865150, www.Naturheilpraxis-Kart.deD

Ulrike Steglich, Wilhelmstädter Magazin Nr. 6, Dezember 2018/Januar 2019

 

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