Möglichst stressfrei

Dr. Petra Steffens führt die Tierarztpraxis in der Weißenburger Straße 45

Die Sprechstunde ist gerade zu Ende, die letzten vierbeinigen Patienten verlassen die Praxisräume – da klingelt wieder das Telefon von Dr. Petra Steffens. Ein Notfall, eine Katze ist aus dem Fenster gefallen. Am besten kommen Sie sofort vorbei, sagt die Tierärztin. Minuten später erscheinen zwei Frauen, ebenso aufgelöst wie die laut maunzende Katze in der Transportbox. „Vitale Reaktion, das ist doch schon mal ein gutes Zeichen“, beruhigt Dr. Steffens und bittet ins Behandlungszimmer.

Die Tierärztin hat für ihre Praxis eine telefonische Notrufbereitschaft eingerichtet: Per Rufumleitungen ist sie so ganztägig erreichbar und ruft auch umgehend zurück, was ihre Kunden sehr schätzen. Nachts bleibt das Telefon aber aus: „In Berlin gibt es ja einen sehr gut ausgebauten tierärztlichen Notdienst“, sagt Dr. Steffens.

Die Praxis in der Weißenburger Straße 45 gibt es schon seit 1985. Dr. Petra Steffens, ursprünglich Hamburgerin, übernahm sie 1991 – nach ihrem Studium an der FU Berlin, Dissertation und Promotion sowie zwei Jahren Assistenztätigkeit. Dieses Jahr hat sie also schon ihr 25-jähriges Jubiläum in der Weißenburger. Noch länger, nämlich seit 1988, arbeitet die Tierarzthelferin Cordula Kallweit hier. Die examinierte Krankenschwester und Spandauerin ist die unverzichtbare „gute Seele“ der Praxis, die sich um alles kümmert – nebenbei auch um die Aufzucht verwaister Eichhörnchen und Vögel. Dritte im Praxisbund ist seit zwei Jahren die junge Tierärztin Alexandra Sypitzki. Und dann ist da noch Emma, eine freundlich-neugierige, wohlerzogene Labrador- Dame, die Cordula Kallweit gehört, aber auch die „Praxis-Hündin“ ist – meist beobachtet sie vom Empfangstresen aus das Geschehen.

Behandelt werden hier vor allem Hunde und Katzen, zudem Kleintiere wie Kaninchen, Meerschweine, Vögel, Mäuse, auch Ratten werden häufiger gebracht. Es gab aber auch schon speziellere Fälle: ein Goldfisch mit einem Kieselsteinchen im Maul, eine Schlange, die entwurmt werden sollte … Für Exoten gibt es aber inzwischen spezialisierte Praxen.

Dr. Steffens’ Praxis bietet neben den normalen Akut- und Vorsorgebehandlungen auch vielfältige spezielle Leistungen: u.a. Allergiediagnostik, Ultraschall, Digitalröntgen, Operationen, Augen- und Zahnbehandlungen, EKG, stationäre Aufnahme und Pflege, dazu Beratung bei Pflege, Haltung und Ernährung, Verhaltensproblemen, Welpenkauf. Auch Hausbesuche werden in bestimmten Fällen gemacht.

Neben einer kompetenten Behandlung (für die sich die Ärztinnen regelmäßig mit Fortbildungen auf den neuesten Stand bringen) wird in der Praxis größter Wert darauf gelegt, Aufregung und Stress für die Tiere (und ihre Halter) möglichst gering zu halten. Auch lange Wartezeiten können Tiere stressen; um das zu vermeiden, wird um Terminvereinbarung gebeten – einen Termin gibt es dann meist noch am gleichen Tag. Die Praxis ist als katzenfreundlich zertifiziert: Es gibt hier einen „Katzenparkplatz“, Hunde und Katzen werden räumlich getrennt; mit einem speziellen „Feliway“-Stecker werden Wohlfühl-Pheromone verströmt, die nur Katzen wahrnehmen. Wichtig aber ist vor allem Zeit, um in Ruhe und ohne Druck mit den Tieren umzugehen.

Die Praxis hat eine Stammkundschaft, die schon seit Jahren mit ihren Schützlingen herkommt, aber auch immer mehr neue Kunden. Dazu trägt sicher auch die Internetpräsenz bei, die zwar zeitaufwändig, aber wichtig ist. Und auch die Lage: die freundlich eingerichteten Altbauräume befinden sich im Erdgeschoss der Weißenburger 45, sind barrierefrei zugänglich und damit auch für ältere oder gehandicapte Menschen gut zu erreichen.

Natürlich kommen auch viele Kinder mit ihren Haustieren, oft mit Meerschweinchen oder Kaninchen. Dr. Steffens findet das manchmal schwierig, denn „diese kleinen Heimtiere sind besonders empfindlich und anspruchsvoll in den Haltungsbedingungen. Weil sie sich nicht über Mimik ausdrücken können, werden Leiden oft nicht rechtzeitig erkannt. Nicht vergessen darf man, dass diese Tiere keine Kuscheltiere sind und sehr viel Arbeit machen und dass auch Kanninchenn eine jährliche Schutzimpfung benötigen. Kindern unter 10 oder 12 Jahren sollte man ohnehin nicht die volle Verantwortung übertragen.“

Traurig wird es natürlich immer dann, wenn Tiere nicht zu retten sind und sich Menschen von ihren Lieblingen trennen müssen. „Wir haben einen Extra-Raum für den Abschied, der braucht Zeit und Ruhe“, sagt Petra Steffens, „es ist gut, wenn die Besitzer mit dabei sind. Wir machen auch Hausbesuche, wenn Tiere eingeschläfert werden müssen.“

Manchmal werden aber auch neue Halter für herrenlose Tiere gesucht, oder für Tiere, die aus anderen Gründen abgegeben werden müssen. Dann unterstützt die Praxis auch bei der Vermittlung, etwa mit Fotos im Schaufenster. Petra Steffens hat selbst eine „Weihnachtskatze“ aufgenommen, eines von jenen Tieren, die als Weihnachtsgeschenk gemeint waren und dann doch nicht gewollt sind. Schlimm findet die Tierärztin diese gedanken- und  lieblose Unsitte.

Die Notfallkatze ist inzwischen erstversorgt, sie muss nochmal wiederkommen – lebensbedrohlich ist aber nichts. Und die Praxis-Frauen können nun in die Mittagspause.

 

Ulrike Steglich, Wilhelmstädter Magazin Nr. 2, April/ Mai 2016

Tierarztpraxis Dr. Steffens, Weißenburger Str. 45,  Tel.: 030. 331 80 12
Öffnungszeiten: Mo – Sa 10-12 Uhr, Mo + Fr 16-18 Uhr, Di + Do 18-20 Uhr;  www.tierarzt-in-spandau.de

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